KEINE REZENSION - 2. Juli 2016 - Kaum veröffentlicht und schon ein Bestseller. Ehrlich gesagt macht mich das ein bissl stutzig.
Nun sind gehypte Jungstars der Literatur heute schon so weit verbreitet wie anno dazumal (Ende des vorigen Jahrhunderts) Girl- und Boy-Groups in der Popmusik. Aber bei Sachbüchern, die noch dazu eine eher kleine Zielgruppe haben, plakativ den „Bestseller“ in die Auslage zu hängen, da möchte ich doch ganz gern mal wissen, wie der Begriff „Bestseller“ grundsätzlich und besonders im vorliegenden Fall definiert wird. Nämlich im Fall des Buches „Siergerkunst“ von Wolfgang Ullrich.
„Kunst als Statussymbol der Reichen, Erfolgreichen und Mächtigen:Wolfgang Ullrich beschreibt, wie rückwärtsgewandt sich der Kunstbetrieb derzeit entwickelt. Der freie Künstler ist nicht mehr frei, sondern bedient die Bedürfnisse weniger Sammler nach Exklusivität, Luxus und Repräsentation“, so der Verlagstext laut amazon.de. Exakt an dieser These haben sich die Autoren Markus Metz und Georg Seeßlen in ihrem „Pamphlet: Geld frisst Kunst / Kunst frisst Geld“ (erschienen 2014) auf fast 500 Seiten abgearbeitet. Siehe Rezension.
Zwar muss man Wolfgang Ullrich konzedieren, dass er schon im Jahr 2000 „Mit dem Rücken zur Kunst, Die neuen Statussymbole der Macht“ im Klaus Wagenbach Verlag publiziert hat. Und man muss dem Autor konzedieren, dass er das Thema Kunst, Kunstrezeption und Kunstmarkt seit über zehn Jahren mit seinen Publikationen besetzt hat (siehe wikipedia). Aber wenn das aktuelle Buch nicht mehr her gibt als die eingangs zitierte Grundthese nochmals auszuwalzen, dann ist mir das zu wenig.
Wolfgang Ullrich
Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust
Wagenbach, Berlin 2016
ISBN 978-3-8031-3660-2