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Von 16. März bis 25. Mai 2020 hat Hans Saenger ein "Seuchentagebuch" geschrieben. Die laufenden Meldungen zum Lockdown, die wir über die Hofberichterstattung des ORF und der Tageszeitungen ungefiltert und unkritisch aber frei Haus geliefert bekamen, bleiben in den Betrachtungen von Saenger Gott sei Dank ausgespart. Der Autor lässt uns an seinen Reflexionen teilhaben, die er in einem unaufgeregten, fein geschliffenen Stil vorträgt. Seine erfrischenden Ausführungen - basierend auf klassischer Bildung - geben Hoffnung, dass die Gleichschaltung der Menschheit durch Corona niemals flächendeckend möglich ist.

 

Im zweiten Teil seines Buches "Fluwatch", den er im Herbst, vor dem zweiten Lockdown, geschrieben hat, zieht Saenger eine Zwischenbilanz, basierend auf den Idealen der Aufklärung. "Sapere aude lautete der Leitspruch der Aufklärung, wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, seine Übersetzung durch Immanuel Kant. Doch das ist Schnee vom vorigen Jahr, denn heute heißt es: sapere non aude! - wage nur ja nicht, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Wieder einmal ist es soweit, dass die Wahrheit nicht mehr durch die Anstrengungen derer, die es wagen, selbst zu denken, gesucht wird, sondern dass sie wie in der Hoch-Zeit des religiösen Zeitalters von den herrschenden Autoritäten dogmatisch verkündet wird."

 

Als autonomer Denker ist Saenger imstande, das "Zahlenvoodoo" der PCR-Tests in Frage zu stellen. Ich möchte an der Stelle allerdings die Voodoo-Priester verteidigen, die in ihren Heilungsritualen immerhin einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. Dagegen beweist die Beschränkung auf den PCR-Test die Beschränktheit von Wissenschaftern, die mit einem ungetesteten Testverfahren die Gefährlichkeit einer Infektion messen, während alle anderen Diagnose-Instrumente, (über die hochqualifizierte Ärzte heute verfügen sollten), ausgeklammert werden. 

 

Saenger rechnet nach, in welchem Ausmaß der PCR-Test falsche Ergebnisse liefert, wenn man von einer "Durchseuchung" von einem Prozent der Bevölkerung ausgeht und die Fehlerquote des Testes - wie allgemein angenommen - bei fünf Prozent liegt. "Werden nun 100.000 Personen getestet, so gibt das bei der angenommenen 'Durchseuchungsrate' von einem Prozent 1000 tatsächlich infizierte Personen und 99.000 Personen, die es nicht sind. Von den 1000 Infizierten werden fünf Prozent, als 50 Personen, als falsch negativ getestet, 950 hingegen als korrekt positiv - ein befriedigendes Ergebnis. Von den 99.000 nichtinfizierten Personen hingegen werden ebenfalls fünf Prozent, also 4950 Personen als falsch positiv getestet, 95.500 hingegen als korrekt negativ. Das Ergebnis dieser Massenuntersuchung wären demnach 4950 plus 950, also insgesamt 5900 positiv getestete Personen, obwohl es unserer Annahme nach lediglich 1000 Infizierte gibt."

 

Über den bedenklichen Zustand der Wissenschaften schreibt Saenger in seinem Tagebucheintrag vom 26. April: "Die Naturwissenschaft, wie wir sie heute kennen, hat jedes menschliche Maß verloren. Noch vor einigen Jahrzehnten, auf dem Höhepunkt der Wissenschaftsgläubigkeit, wurde stolz verkündet, dass von allen Wissenschaftern, die je auf der Erde lebten, neunzig Prozent noch am Leben sind. Der Wissenschafter als Massenprodukt der Massengesellschaft also! Welch eine Zersplitterung und welch einen Verlust an Gesamtverständnis das bedeutet, liegt auf der Hand. Heute liegt das Schicksal der Menschheit in der Hand einiger Virologen. Das ist ein unerträglicher Befund."

 

Dutzende weitere kritische Kommentare des Autors könnten hier folgen. Doch besser als weitere Einzelbeispiele anzuführen ist die Empfehlung, das Buch als ganzes zu lesen. Es steht exemplarisch dafür, dass die Aufklärung auch in dunkelsten Zeiten niemals völlig ausgelöscht werden kann.

 

Saenger und Nyirady 500

Der Autor mit Christina Nyirady im Atelier von Romana Hostnig

 

Ein anderes Corona-Tagebuch

 

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