19. Jänner 2016 - Die Umfrage unter Freunden und Kunden der Galerie zu Jahresbeginn 2016 (durchgeführt mit SurveyMonkey) endete mit der Frage:
Wieviel investieren Sie jährlich in Ankäufe von Kunstwerken?
Die Wahl-Möglichkeiten war erstens: Null.
Danach folgten
1.000-5.000 Euro (60,47 Prozent)
5.000-10.000 Euro (2,33 Prozent)
10.000-50.000 Euro (4,65 Prozent)
Mehr als 50.000 Euro (0,00 Prozent)
Die letzte Option liegt offenbar außerhalb der Reichweite des Kunstraum-Publikums. Null Personen wollen oder können mehr als 50.000 Euro jährlich für Kunst ausgeben. Dagegen können oder wollen 32,56 Prozent aller Kunstraumfreunde exakt Null Euro für Kunst auszugeben!
Um das zu verstehen: 33 Prozent der (zum Teil regelmäßigen) Besucher des Kunstraums haben nicht die geringste Absicht Kunst zu kaufen. Auch wenn ich davon ausgehe, dass die meisten dieser Kunstfreunde selbst Kunstschaffende sind, so bin ich der Meinung, dass auch Kunstschaffende bereit sein sollten, mindestens 1.000 Euro pro Jahr in Kunst-Ankäufe zu investieren. Es ist ja nicht immer notwendig in cash mit dem schnöden Euro zu zahlen. Gerade KünstlerInnen hätten die Möglichkeit, Kunstwerke mit Kunstwerken zu zahlen. Das nennt man Bartergeschäft.
Im Kapitel „Kunst als Währung“ heißt es dazu: „Die Krise des Kunstmarktes beginnt schon beim Kunstproduzenten. Viel wird über Kunst als Anlage bzw. als Investment diskutiert. Besser wäre es über Kunst als Währung zu diskutieren, als alternative Währung zu Geld. Wer die letzten fünf Jahre nicht völlig verschlafen hat, dürfte mittlerweile wissen, dass Geld von den Banken aus Luft geschaffen wird und nur noch deshalb in der heutigen Form in Umlauf ist, weil immer noch die Mehrheit darauf vertraut. Blind vertraut. Die Vertrauensbasis wird aber zunehmend dünner. Für die Sehenden eröffnet die Kunst ungeahnte Möglichkeiten, denn genauso wie Geld kann man Kunst aus Luft schaffen, ausgerüstet lediglich mit Ideen und Kreativität. Und das völlig legal!“ (Die Kunstmarkt-Formel, S. 123)
Künstler, die mit der Einstellung in eine Galerie gehen, dass sie sicher nix kaufen, weil sie ja selber Produzenten sind und nicht kaufen sondern ver-kaufen wollen, sind wie Schriftsteller, die keine Bücher kaufen, weil sie ja selbst welche schreiben.
Ich gestehe, dass ich bewusst die kompromisslose Antwort Null Euro (nicht 0-1.000) zur Wahl gestellt habe, weil ich die gnadenlose Wahrheit kennen wollte. 0-1.000 hätte ja immer noch viele Interpretationen zugelassen. Aber Null komma Josef, dieser Wahrheit muss ein Galerist einmal in die Augen schauen. Das heißt, dass 33 Prozent der Galeriebesucher der Meinung sind, es gibt im Kunstraum gar nix, kein Buch, kein Geschenk für gute Freunde, was weniger als 1.000 Euro kostet. Das ist kein Armutszeugnis, sondern eine Weltanschauung, denn wer grundsätzlich gern was kaufen würde, aber aus finanziellen Gründen nicht kann, der würde sicher in so einer Umfrage seinem Wunschdenken Ausdruck verleihen und mindestens 1.000-5.000 Euro ankreuzen, um sich nicht als IGNORANT zu outen. So allerdings impliziert die gnadenlose Wahrheit: ein Drittel der Galeriebesucher verwechselt den Kunstraum mit der Caritas oder den Galeristen mit Rockefeller oder beides.
Diese Wahrheit wollte ich einmal kompromisslos vor mir sehen, um Konsequenzen zu ziehen. Und die Konsequenz - all jenen ins Stammbuch geschrieben, die mit der Absicht in den Kunstraum kommen nie und nimmer einen Euro für Kunst oder das Gelingen von Kunst oder den Betrieb eines der schönsten Räume für Kunst auszugeben: AB SOFORT gibt’s im Kunstraum NIX MEHR KOSTENLOS!
- Ein Glas Wein bei einer Vernissage kostet ab sofort eine freiwillige Spende von 2 Euro.
- Ein Brötchen bei einer Vernissage kostet ab sofort eine freiwillige Spende von 2 Euro.
- Ein Gespräch mit dem Galeristen gibt’s nur noch nach dem Kauf und der Lektüre des Buches „Die Kunstmarkt-Formel“.
Ein Unternehmen, umso mehr ein solidarisches Unternehmen wie der Kunstraum - nebenbei bemerkt das einzige rein privat finanzierte internationale Kunst- und Kulturzentrum Wiens - besteht aus Geben UND Nehmen und kann auf Dauer nicht als Einbahnstraße existieren. ADIOS EL GORRISTA!
Weitere Details der Umfrage, die von 5. bis 20. Januar 2016 durchgeführt wurde.
Ergänzung 23.1.2016 - Dieser Artikel, von der Galeristin Christiane Sandpeck gepostet, hat auf facebook einen Sturm an Reaktionen ausgelöst - Gott sei Dank keinen Shitstorm! Reaktionen im Detail siehe Knigge für Kunstraum-Besucher.