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23.12.2015 - Dieses Jahr hat geendet wie es begonnen hat: mit einer Null auf meinem Konto. Und das ist mehr, als viele andere Galerien erreichen konnten. Der Gruß unter Galeristen war dieses Jahr nicht, Hallo, Servus oder Grüß Gott, sondern: Es läuft so schlecht wie nie zuvor!

Hubert 2015 a

(c) Helmut Rybar

 

Im Epilog zur Kunstmarkt-Formel (erschienen im November 2014, ISBN 978-3-7357-7052-3) hab ich geschrieben: „Ich hoffe, dass es mir gelungen ist den Leser zu überzeugen, Kunstankäufe künftig entspannter zu betrachten. Ein paar Hundert oder ein paar Tausend Euro für ein Kunstwerk auszugeben, kann kein Verlust sein, auch wenn diese Werke zehn Jahre später nicht das Zehn- oder Hundertfache kosten.“ Nachdem es mir - ohne Verlag im Hintergrund - gelungen ist, in einem Jahr rund 1.000 Exemplare zu verkaufen, kann ich sagen: das Buch ist beim Leser angekommen, wie die Lesermeinungen – vorwiegend von Künstlern – beweisen. Doch offenbar ist das Buch noch nicht bei jenen Lesern angekommen, denen der Epilog gewidmet war, bei potenziellen Kunstkäufern.

 

Auch auf den Kunstmessen, von denen es in Wien eindeutig zu viele gibt (siehe Artikel im medianet vom 18.9.2015) lief das Geschäft flau. Ich bin gespannt ob sich die Veranstalter einmal zusammenfinden werden um gemeinsam zu überlegen, wie man das potenzielle, oft herbei geredete junge Publikum besser erreichen kann. Mehr Messen bedeuten jedenfalls nicht mehr Publikum. Da nutzt es auch nichts, wenn die PR-Abteilungen der Veranstalter Besucherzahlen erfinden, die nur aus dem Reich der Fantasy stammen können. z.B. "viennacontemporary schließt mit 27.725 BesucherInnen", so die offizielle Pressemitteilung der Messeveranstalter. Dieses „exakte“ Zahl verwundert insofern, als es beim Eingang keine elektronische Zählvorrichtung gab.

Meine Analyse des österreichischen Kunstmarktes 2015: Dutzende Galerien arbeiten hart daran, alte Sammler zu halten und neue Kunden anzusprechen, und machen dabei im Großen und Ganzen alles richtig. Aber die Kaufbereitschaft der potenziellen Kunden ist auf einen neuen Tiefpunkt gesunken. Weder die Versprechungen der Steuerreform, noch die grassierende Geldentwertung – nicht durch Inflation und nicht durch Deflation, sondern allein durch das explosive Geldmengenwachstum – können die Menschen dazu stimulieren, ihr Geld in die Krisenwährung Kunst zu investieren. Wer ein paar Hunderttausend zu investieren hat, veranlagt in Immobilien. Wer weniger als 100.000 auf der hohen Kante hat, befürchtet offenbar im Ernstfall ohne Notgroschen da zu stehen, weil man heute nicht mehr davon ausgehen kann, dass einem die Bank Geld leiht, wenn man es braucht. Banken leihen heutzutage nur noch Geld wenn man es nicht braucht, oder dann, wenn es im Geldkreislauf bleibt und nicht in der Realwirtschaft landet.

 

Dazu kommt, dass die verschnarchten Medienvertreter durch nichts (oder eben nur durch Nichts, nämlich hochgejubelte, aber unbedeutende Kunst) hinter ihrem Ofen hervorzuholen sind. Dabei kann ich mich nicht wegen mangelnder Berichterstattung über die Kunstmarkt-Formel beschweren. Ganz im Gegenteil: es gab in diesem Jahr wohl kein Sachbuch, das so viel Resonanz gefunden hat, zuletzt vier Seiten im Lifestyle-Magazin „Drehmoment“ (siehe Rezensionen). Typisch jedoch für die Ignoranz der Medien: die Buchpräsentation „Der Mikl“ und die Verleihung des Awards „Kunstmediator 2015“ an den Autor Otto Hans Ressler. Es ist für keine einzige Redaktion dieses Landes ein Thema, wenn der bekannteste Auktionator des Landes über den wichtigsten abstrakten Maler des Landes eine fiktive Autobiografie schreibt und dieses Buch in einer (mit Verlaub) der wichtigsten Galerien Wiens präsentiert. Dafür belästigt zwei Monate später die Kunstmarkt- und Chefredakteurin des WirtschaftsBlattes ihre Leser mit aufgewärmten Partyberichten von der Art Basel Miami.

 

„Den“ Kunstmarkt zu entmystifizieren, ist mir mit der Kunstmarkt-Formel leider (noch) nicht gelungen, weil all jene, die Kaufanregungen suchen, offenbar die falschen Bücher lesen oder gar keine. Wie schaffen wir es, wenigstens ein Prozent der 114.200 österreichischen Millionäre zu erreichen und für die Kunst zu gewinnen? Zweckdienliche Hinweise erbeten an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Ich stelle gerne günstige Promotion-Exemplare der Kunstmarkt-Formel zur Verfügung!

 

Frohe Festtage und ein besseres neues Jahr
wünscht euch Hubert T. !

 

Silvia Graser via facebook: Danke für's Posting auf meiner Timeline ! Ja, auch ich habe nichts anderes von meinen Kolleg(inn)en und Künstler(inn)n zu hören bekommen ! Zwar wundert mich diese Entwicklung nicht, denn sie hat sich schon länger abgezeichnet ! Da die Ursachen so vielschichtig sind fällt mir derzeit kein lohnender Lösungsansatz, den es zu verfolgen gilt, ein. Ohne effiziente Wirtschaftspolitik und ohne die Steuerbelastungen endlich zu stoppen wird auch 2016 eine schwierige Herausforderung für den Kunsthandel werden ! Sammler wird es jedoch immer geben und wer ernsthafte Qualität bieten kann wird es leichter haben ! Kraft tanken in den Weihnachtsfeiertagen ist jetzt mal angesagt und nach wie vor gibt es kaum viel Beeindruckenderes als ein Werk das man gerne ansieht !!

Wilfried Seywald via facbook: Sammler kaufen nach den drei V's: Vorliebe (Lust), Vertrauen (Preis) und Verlässlichkeit (Wert). Geschmack und Qualität sind ja doch ziemlich subjektiv ...

Ursula Pfeiffer via facebook: Lies das, deckt sich mit deiner Kunstmarkt Formel http://www.zeit.de/2015/10/gerhard-richter-kunst-preise

Antje Laxgang via facebook: Nicht nur in Oesterreich aber auch hier in Italien ist der Kunstmarkt am Boden.

 

6.6.2015 via Mail: Lieber Herr Thurnhofer!

Ich kam mit Herrn Kräusel über LinkedIn in Kontakt, weil er aufgrund seiner Daten in einem Artikel meinte, dass die Preis am Kunstmarkt spätestens bei den Herbst-Auktionen in N.Y. signifikant fallen werden. Als braver Leser ihres Buches meinte ich, dass so allgemeine Aussagen über DEN Kunstmarkt nicht wirklich hilfreich sind, sondern dass man doch mit Hilfe ihrer 5 Ebenen viel genauer definieren kann was, in welche Ebene passiert. Darüber hinaus meinte ich, dass die Preise nicht auf der obersten Ebene, im Olymp zuerst fallen werden, sondern die Blase ihre ersten Risse auf der 2ten Ebene bekommen wird, um dann voll im Olymp die Blase platzen zu lassen. Anscheinend hat es ihn so interessiert, dass er sich das Buch gekauft hat.

Mit anderen Worten: Ihr Buch hat das Potential auch wissenschaftlich immer mehr an Einfluss zu gewinnen.

Christopher Temt

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