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"Ich bin seit über 20 Jahren in der Kunstszene tätig und war offen gestanden immer der Meinung, dass Preis und Wert nicht viel miteinander zu tun haben. Mittlerweile habe ich meine Meinung revidiert und bin zu der Überzeung gelangt:

Preis und Wert haben überhaupt nichts miteinander zu tun!"

Zitat aus "Die Kunstmarkt-Formel", S. 33

 

Thurnhofer youtube

(Über Preis und Wert: Video von Diana Wiedra auf youtube)

 

Über die Preisentwicklung schreibt Brigitte Suchan (Wiener Journal, 26.6.2015), die Kunstmarkt-Formel zitierend: „Nach dem großen Crash stiegen die Preise für Kunstwerke trotz einbrechender Aktienkurse, weil Kunst zunehmend nicht als alternatives Investment, sondern auch als Fluchtwährung gesehen wurde.“ Bis hierher unterschreibe ich ihre Ausführungen.

 

Die folgende Behauptung würde ich aber relativieren: „Das Angebot an guter Kunst ist limitiert.“ Das ist zwar ein häufig gebrachtes Argument, das hohe und höchste Preise erklären und legitimieren soll. De facto gibt es aber tausende Kunstwerke mit hohem Wert und niedrigem Preis, die die Aussage, dass „gute Kunst“ nur beschränkt verfügbar sei und die Preise daher quasi nach dem „Marktgesetz von Angebot und Nachfrage“ steigen, widerlegen. Preis und Wert sind prinzipiell unterschiedliche Kategorien. Phänomenologisch und sprachkritisch hab ich das in der Kunstmarkt-Formel ausgeführt. In einem aktuellen Beitrag hab ich Uecker und Spoerri verglichen und den Unterschied auch empirisch belegt.

 

ERGÄNZUNG 15.10.15:

Yanis Varoufakis spricht während der Moskau Biennale mit Standard-Kultur-Chefin Andrea Schurian. Nicht überraschend deckt sich sein Urteil über den Unterschied zwischen Preis und Wert mit der Kunstmarkt-Formel:

"Mit dem Aufkommen der Marktgesellschaft triumphiert der Preis über den Wert. Ich erinnere an die Rüstung von Achilles, niemand wäre auf die Idee gekommen, eine Auktion zu veranstalten und sie dem Meistbietenden zu geben. Sondern es bekam sie derjenige, der sich als würdig erwies. Die Entscheidung fiel also über den Wert, nicht über den Preis. Seit Arbeit zur Handelsware wurde, wird alles vermarktet, sogar die weiblichen Eizellen sind Handelsgut geworden. Dieser Triumph des Marktes macht vor der Kunst nicht halt, der Preis hat den Wert ersetzt. Aber das bedeutet nicht, dass diese Werte verschwunden sind, es wird nur schwerer, sie zu entdecken." (Der Standard, 10. Oktober 2015)

 

 

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