17.2.2018 - Neun Jahre nachdem Werner Boote mit Plastic Planet die Welt aufgerüttelt hat bringt er eine neue Umwelt-Doku in die Kinos: The Green Lie. Als Zyniker bin ich nicht mehr gerüttelt, aber immer noch gerührt, dass ein Filmemacher mit einer Mission ans Werk geht. Diesmal unterstützt von der Umweltschützerin und Ko-Autorin des Drehbuchs, Kathrin Hartmann.
„Nach dem düsteren Blick auf die Industrie in `Plastic Planet´ ist es an der Zeit zu zeigen, dass es auch Konzerne gibt, die nachhaltig und fair produzieren. Mit dieser Filmidee trat Produzent Markus Pauser im Frühjahr 2011 an mich heran und wir hatten beide keine Ahnung, welche riesigen Abgründe sich da für uns auftun würden!“ Dies schreibt der Regisseur, der sich selbst im Film als Otto Normalverbraucher einbringt, der gerne den Konzernen glauben würde, die auf ihren Produkten grüne Siegel platzieren. Das Resümee des Filmes vorweg: Greenwashing soweit das Auge reicht.
„Mit der Zeit fiel mir auf, dass ich keinen Konzern finden konnte, der mich `nachhaltig überzeugte´. Im Gegenteil! – Und wie einfach es ist, sich trotzdem ein grünes Mäntelchen umzuhängen, stellte ich fest, als mir bei einer Veranstaltung in Berlin ein Vertreter eines bekannten deutschen Prüf- und Gütesiegelanbieters vorschlug, gegen Bezahlung von Euro 3.000,- meinen neuen Film mit dem Prädikat `CO2 neutral´ zu zertifizieren.“ Soweit die Quintessenz des Filmes, der im März in den Kinos startet.
Natürlich geht es in einem Film immer um beeindruckende Bilder. Dafür jettet das Team von Boote rund um die Welt und findet diese in Asien, Amerika und natürlich auch in Europa. Aufgrund der Breite des Themenspektrums fehlt an manchen Stellen die Tiefe. So zeigt der Film Aufnahmen von Palmölplantagen und Urwaldrodungen, den Kohleabbau in Deutschland und Nachwehen der BP-Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko, die letztlich durch Chemieeinsatz verschärft statt beseitigt wurden. Dazwischen ein Interview mit Noam Chomsky, leider nur zum Drüberstreuen und nicht geeignet zur Vertiefung der Thematik.
Werner Boote verweist darauf, dass es tausende Gütesiegel gibt, aber keine gesetzlichen Regelungen. Am Rande wird erwähnt, dass sogar der WWF in Kooperation mit der Industrie Gütesiegel produziert. An der Stelle hat der Regisseur eine Tür aufgetan, ohne genauer dahinter zu schauen. Aber vielleicht plant er ja damit schon seinen nächsten Film?
Siehe auch: Plastik vermeiden! Aber wie?