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28.7.2012 Zur Erinnerung: mehrere österreichischen Experten sind zu der gutachterlichen Meinung gelangt, dass für das Birnbacher-Gutachten ein Honorar von 6 Millionen Euro „nachvollziehbar und angemessen“ sei. Nach dem bewährten Prinzip „eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“. Im laufenden Verfahren gegen den Hypo-Gutachter Dietrich Birnbacher ist nun - ein deutscher - Sachverständiger zu dem Ergebnis gekommen, dass das Birnbacher-Gutachten nicht 6 Millionen Euro, sondern „lediglich rund 240.000 Euro wert“ gewesen sei (siehe format.at).

Brav haben´s die Medien berichtet. Ist wirklich noch kein Journalist auf die Idee gekommen zu hinterfragen, warum 240.000? Also ein solides Einfamilienhaus, nicht gerade am Wörthersee, aber vielleicht am Stubenbergsee! Dafür arbeiten andere immer noch ein Leben lang. Und das sogenannte Gutachten, das in Wahrheit nur ein Tätigkeitsbericht ist über angeblich oder wirklich erbrachte Leistungen im Umfeld der Hypo-Verschacherung auf 8 Seiten hingenudelt, soll das „Wert“ sein? (Siehe Abdruck des Papiers auf profil.at.)

Dies zeigt, welcher Begriffsverwirrung unsere Zeit unterliegt, und nicht einmal an sich kritische Journalisten können sich der babylonischen Sprachverwirrung entziehen. Wann immer Machenschaften aller Art teuer bezahlt werden, wird von einem angeblichen „Wert“, bzw. von „Leistung“ gesprochen, die ein adäquates Honorar verdiene. Bei Birnbacher wissen wir mittlerweile aufgrund seines eigenen Geständnisses, dass seine sogenannte Leistung nicht einmal 2,40 Euro wert war. („Ich wäre auch mit 300.000 zufrieden gewesen“ was nicht ausschließt, dass er auch mit 3.000 und einem warmen Händedruck vom Jörg zufrieden gewesen wäre.) In dem Kontext überhaupt von einem „Wert“ zu sprechen ist eine Verhöhnung all jener Menschen, die z.B. im Kultur- oder Sozialbereich täglich Werte schaffen, von denen die Politiker gerne sagen, sie seien „unbezahlbar“, um damit zu verschleiern, was sie meinen, nämlich: „Sozialarbeit/Kulturarbeit ist ein unverzichtbarer Wert für die Gesellschaft, aber er darf halt nix kosten.“

Dafür finden sich bei verzichtbaren Leistungen immer ausreichend viele Gründe (und Experten bzw. Kommentatoren, die es begründen), warum der sogenannte Wert einen legitimen Preis habe und - da legitim - auch zu bezahlen ist.

Raluca Voinea, Rumänien: Die Korruption ist unser größtes Problem.

Garry Kasparov, Russland: Nicht unser System ist korrupt, sondern die Korruption ist das System.

Hubert Thurnhofer, Österreich: Wir haben Gott sei Dank kein Problem mit der Korruption, denn wir haben uns längst daran gewöhnt.

 

ERGÄNZUNG 18. Oktober 2014: derStandard.at berichtet über das Verfahren gegen Peter Westenthaler: "In dem Verfahren geht es außerdem um eine 300.000-Euro-Zahlung der Österreichischen Lotterien an die frühere BZÖ-eigene Werbeagentur Orange vom Herbst 2006 für ein laut Anklage de facto wertloses Gutachten zum Thema "Glücksspiel und Responsible Gaming". Mit der "Scheinrechnung" sollen der langjährige Chef der Casinos Austria, Leo Wallner, und der damalige BZÖ-Obmann Westenthaler die Lotterien geschädigt haben. Das neunseitige Gutachten soll ein enger Mitarbeiter Westenthalers übers Wochenende "zusammengegoogelt" haben - laut einem Sachverständigengutachten war es höchstens 15.000 Euro wert."

15.000 Euro? Wie errechnet sich denn dieser Höchstwert für ein an und für sich wertloses Stück Papier?! Was hat der "Sachverständige" wohl für diese Einschätzung kassiert??

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