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24. Juni 2010 - Wie „Die Presse“ berichtet will der Immobilieninvestor Rene Benko im Zentrum von Wien im Dreieck zwischen Kohlmarkt, Tuchlauben und Freyung „das heißeste Pflaster für Luxus-Aficionados“ errichten.

 

Würde mich der Shooting-Star aus Tirol um einen Rat fragen, so müsste ich darauf hinweisen, dass dieses Konzept in Wien zum Scheitern verurteilt ist. Das Konzept geht von falschen Prämissen aus und von einer falschen Einschätzung des Marktes. Dies behaupte ich als „Insider der Wiener City“, der hier seit 1997 sein Geschäft betreibt.

 

Fehler 1: Ein Luxusviertel braucht Luxusarchitekten. Irrtum. Die für das Projekt vorgesehenen historischen Bauten vertragen keine internationalen Architektur-Egomanen, denen es um die Verwirklichung ihres Raum-Ideals geht, sondern brauchen zurückhaltende Modernisierer der bestehenden Substanz.

 

Fehler 2: Luxusgeschäfte ziehen Luxuskunden an. Irrtum. Die Anzahl der Luxuskunden wird sich aufgrund eines konzentrierten Luxusangebots nicht erhöhen. Denn nur wegen einem zusätzlichen „Luxustempel“ wird kein einziger Tourist zusätzlich nach Wien kommen. Luxus ist ein nettes Add-on für alle, die schon da sind, aber sicher kein Grund, extra zu kommen.

 

Feher 3: Luxuskunden wollen unter sich bleiben. Irrtum. Kein Mensch sucht beim Shopping das Ghetto. Da kann der Luxuskunde gleich zu hause in seinem Hochsicherheitsvillentrakt bleiben und sich die Luxuswaren zustellen lassen.  Auch wenn die Masse nichts kauft, in einem verwaisten Einkaufstempel, der den „Pöbel“ abhält, abschreckt oder nur zum Architekturschauen anlockt (siehe Haashaus in der ursprünglichen Form) wird sich auch der Luxuskunde, der die superluxuriöse Individualbetreuung sucht, nicht wohl fühlen.

 

Fehler 4: Die größten Luxuslabels sollen nach Wien kommen. Irrtum. Die meisten sind schon da. Und wenn sie noch nicht da sind, warum ausgerechnet jetzt?

 

Fehler 5: Wien braucht etwas noch nie Dagewesenes. Irrtum. Wien hat bereits das Riesenrad, den Wurstelprater, den Stephansdom und von der Kärntnerstraße über den Graben bis zur Wollzeile eine Einkaufsmeile, die luxuriöser ist als die berühmte Zürcher Bahnhofstrasse.

 

Damit sich die Stadt Wien noch besser entwickelt und damit seine Immobilien weiter aufgewertet werden, sponsort Rene Benko nun auch die Albertina mit einer halben Mille pro Jahr, berichtet Der Standard. Vielleicht hilfts ja.

 

ERGÄNZUNG vom 21. Oktober 2014

Vier Jahre später berichtet Der Standard (Ausgabe 18./19. Oktober 2014) über „Goldenes Quartier im Dornröschenschlaf“: „Offen aussprechen wollen es im ersten Bezirk wenige. Dass der Luxus in Benkos güldenem Quartier boomt, glaubt jedoch keiner. Grabesstille umgibt die schwarzen Fassaden, dahinter beleben vor allem schicke Verkäufer die Noblesse. In emsiger Betriebsamkeit arbeitet nur ein Fensterputzer. Da und dort drehen Frauen mit Kinderwägen die Runde - doch auch die Absenz von Preisschildern vermag diese nicht ins Innere zu locken.“

 

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