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7. Februar 2004 - Der beste Darsteller eines Finanzministers, den Österreich jemals auf der politischen Bühne gesehen hat, ist selbst für seine eingeschworene Fangemeinde nicht mehr glaubwürdig. Das, nicht mehr und nicht weniger, wird wohl den Regisseur der wichtigsten Inszenierung der zweiten Legislaturperiode veranlassen, den Hauptdarsteller des Stückes „Die größte Steuerreform der Zweiten Republik“ bei passender Gelegenheit auszutauschen.

Angesichts der Millionenbeträge, die KHG als Minister für Beraterhonorare zu verantworten hat, sind die 283.000 Euro, die der private Verein Industriellenvereinigung dem privaten, gemeinnützigen Verein zur Förderung der New Economy gespendet hat, wirklich Kinkerlitzchen. Es ist infam, dass Grasser ausgerechnet für seine schöne, nette Website kritisiert wird. Da ist auch viel Neid von berufsmäßigen Wadelbeißern und Kabarettisten dabei, die in einem abendfüllenden Programm nicht so viele Pointen liefern, wie KHG in einem kurzen ZiB2-Interview. Man darf hoffen, dass diese Leistungen bei der nächsten Verleihung des Johann Nestroy-Preises mit einer entsprechenden Auszeichnung gewürdigt werden.

Damit sie nicht zu schnell in Vergessenheit geraten, hier die leuchtendsten Funken aus dem Pointen-Feuerwerk von KHG im Gespräch mit Ingrid Thurnher (ZiB2 am 6.2.04):

100.000 der 240.327 Euro für die Website wurden schlicht und ergreifend beim ersten Versuch in den Sand gesetzt, indem man trotzodergeradewegen sorgfältiger Prüfung aller Angebote eine Firma mit der Umsetzung der Website beauftragt hat, die dafür nicht qualifiziert war. Dass dort ein Spezi vom Finanzminister gearbeitet hat, aber dann plötzlich nicht mehr da war, als sich herausstellte, dass die besagte Firma nicht imstande ist das Projekt abzwickeln, war reiner Zufall. Reiner Zufall war auch die Tatsache, dass besagte Firma eine Tochter von einer nicht ganz unbekannten Börsenblase namens Yline war, von der KHG irgend wann mal Aktien besessen hatte. Aber diese Aktien hat KHG ja nicht mehr besessen, als Yline schon in den Konkurs schlitterte - das war sicher auch nur ein Zufall.

30.000 Euro kosteten die Filme, die mit Betacams aufgenommen und auf der Website eingespielt wurden. Mit Betacams arbeiten ORF und alle anderen TV-Stationen, die sich das leisten können. Viele Pofis arbeiten bereits mit billigeren Geräten. Aber egal welche Kameratechnik man einsetzt, encodiert auf eines der üblichen Internet-Formate spielt es keine Rolle, ob der Film mit einer billigen Handycam oder mit einer teuren Batacam aufgenommen wurde – man wird im Internet keinerlei Qualitätsunterschiede erkennen können. Abrufen kann der interessierte User auf der KHG-Site übrigens die für die New Economy ebenso wie für die laufende Steuerreform eminent wichtige Stephansdom-Story: „Der Seitenblicke Film zur Stephansdombesteigung“.

60.000 Euro kostete das CMS (Content Management System) der Website. Das ist die Technik, die es dem Herrn Winkler erlaubt, ohne fremde Hilfe schnell und direkt alles auf der Website zu publishen, was ihm gerade als Präsident des Vereins durch den Kopf geht, oder auch das, was ihm nicht durch den Kopf geht. Als Vergleich für jene, die noch nie ein Offert für eine Website eingeholt haben: Die Open Source CMS von Mambo oder Typo3 sind kostenlos, allein für die Installation sind entsprechende Honorare zu kalkulieren.

5.040 Euro wurden zusätzlich für „Beratung“ ausgewiesen. Ernst & Young wird die Prüfung des Vereins wohl nicht für so einen Klacks durchgeführt haben. Die Leistung eines namentlich nicht genannten Beraters könnte darin bestanden haben, dem Verein eine andere Internet-Company zu empfehlen, da die Yline-Tochter ja nicht imstande war, den Auftrag zu erfüllen. Vielleicht war im Beratungshonorar ja auch die Empfehlung inkludiert, der Yline-Tochter nicht das ganze Honorar auszuzahlen, sondern nur zwei Drittel des vereinbarten Honorars – dann hat sich das Beraterhonorar aber voll gerechnet! Stellt sich nur die Frage: Wo scheinen eigentlich die Kosten für die Prüfung durch Ernst & Young auf?

Der KHG-Fan-Community bleibt die bange Hoffnung, dass die Industriellenvereinigung bald wieder Geld nach schießt, denn nur noch 12.699 Euro sind in der Kasse des Vereins. Da bisher für Leitungskosten rund 20.000 Euro ausgegeben wurden und der Traffic auf der Website von KHG aufgrund der enormen Popularität sicher weiter ansteigen wird, kann sich der Verein die Leitungskosten wohl nicht mehr lange leisten. Aber vielleicht springt ja dann Grassers Sozialfond helfend ein.

Ein Lump, Hump oder Dump, wer da noch die blütenweiße Weste von KHG anpatzen will. Es wird sich wohl niemand mehr entblöden zu fragen, ob eigentlich einzig und allein die Gestaltung einer persönlichen Website eines Darstellers eines Finanzminsters den Statuten eines gemeinnützigen Vereins zur Förderung der New Economy entspricht. Denn niemand kann bestreiten, dass es der Verein zur Förderung der New Economy geschafft hat, monumentalpropagandistische Methoden, wie wir sie zuletzt am 27. Parteitag der SED von Erich Honecker gesehen haben, zu digitalisieren und auf das Mickey Mouse-Format einer Website zu transformieren.

Übrigens waren selbstverständlich auch die millionenschweren Beraterhonorare des Finanzministeriums völlig in Ordnung, weil erst dadurch 100e Millionen an Privatisierungserlösen möglich wurden. Tja, da haben dann wohl die Eigentümervertreter in der ÖIAG ein Managment eingesetzt, das nicht imstande gewesen wäre, diese Privatisierungserlöse aus eigener Kraft, mit eigener Kompetenz zu erzielen, oder?

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