Im Rahmen eines Restitutionsverfahrens, das international Aufsehen erregte, wurden Anfang 2006 fünf Gemälde von Gustav Klimt an die Erben von Adele Bloch Bauer zurückerstattet. In zahlreichen Kommentaren, dass die Republik Österreich diese Werke nun auf legalem Wege wieder zurückkaufen solle, wurde meist ein Wert von 200 Mio. Euro genannt. In der Endphase der Diskussion kam aber auch schon mal der Preis von 300 Mio. Euro aufs Tabet.
Wie sind solche Beträge möglich? In dem konkreten Fall wurden Stimmen laut, das internationale Medienecho habe einen entsprechenden Beitrag zur Wertsteigerung der fünf Klimt-Bilder geleistet. Das stimmt, aber nur zum Teil, denn nur mit Publicity kann man die Preise von Kunstwerken nicht in solche Höhen treiben. So hing “Das Massaker der Unschuldigen” von Rubens Jahrzehnte lang unbemerkt in einem oberösterreichischen Kloster, bevor es im Juli 2002 bei Sotheby´s um 76,7 Mio. Dollar versteigert wurde.
Natürlich war auch diese Versteigerung eine Sensation und ging durch die Weltpresse. Allerdings erst nach der Versteigerung des Bildes. Die Weltöffentlichkeit als “Maßstab” für den Wert solcher Kunstwerke spielt sicher eine Rolle, denn nur ein Kunstwerk, das “weltberühmt” ist, kann solche “weltmeisterlichen” Preise erzielen. So wie geografisch die Top 100 deutlich höhere Preise erzielen, als die “Masse” der Künstler, so erzielen weltweit nur die Top 100 aller Jahrhunderte (bzw. aller Kunstepochen) Spitzenpreise im sieben-, acht- oder sogar neunstelligen Bereich. In neunstellige Dimensionen konnte bislang übrigens nur Pablo Picasso mit seinem Bild “Junge mit der Pfeife”, versteigert im Mai 2004 bei Sotheby´s, vorstoßen. Bei einem Zuschlag von 104 Mio. Dollar.
Für das Zustandekommen solcher Preise ist letzlich nicht die Leidenschaft einzelner Sammler entscheidend, sondern viel mehr die Werthaltigkeit für einen Investor. Denn es sind kaum noch Museen oder Privatsammler, die sich solche Werke leisten können, sondern eher Investoren, die den Kunstmarkt zur Diversifikation ihres Vermögens heranziehen. Und für diese Gruppe spielt es gar keine Rolle, ob fünf Werke von Klimt um 200 oder 300 Mio. Euro eingekauft werden. Wichtiger ist die Werthaltigkeit dieser Werke über alle Krisenzeiten hinweg.