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Sehr geehrter Herr Diethard Leopold!

Laut APA  haben Sie die Ausschreibung des museologischen Leiters des Leopold Museum "auf unbestimmte Zeit" verschoben. Sie werden in einem Artikel vom 25. August mit folgender Aussage zitiert:

"Wir können nicht ausschreiben, solange die finanzielle Situation des Museums seitens des Bundes nicht zufriedenstellend geklärt ist. Wir bekommen seit einigen Jahren keine entsprechende Inflationsabgeltung mehr und machen trotz sparsamer Gebarung ein Defizit. Nun hat mein Vater als Direktor sehr wenig verdient, etwa 5.000 Euro brutto. Für diese Summe bekommt man keine qualifizierte Person. ... Zukunft als zentrales Jugendstil-Museum ... Ohne Museumsschließungen und -zusammenlegungen zu befürworten: Im Oberen Belvedere hängen einige Werke Klimts und Kokoschkas, die sehr gut zu uns passen würden - denn was hat ein Barockbau mit Expressionismus zu tun? Auch Schieles 'Der Tod und das Mädchen' wäre bei uns richtig. All das kann man aber nicht mit einem Diskont-Direktor machen. Und ein anderer kostet eben Geld."

Da keine Ausschreibung vorliegt, möchte ich mich gerne auf Basis Ihrer Aussage um die Stellung eines Diskont-Direktors des Leopold-Museums bewerben. Das Gehalt von 5.000 brutto monatlich ergibt Lohnkosten von ca. 100.000 Euro pro Jahr. Ich biete Ihnen an, für 8.500 Euro monatlich auf Honorarnasis den Job zu übernehmen. Das Museum spart damit die Kosten für Abfindung und Pensionsvorsorge.

Die herausragende Fähigkeit von Prof. Rudolf Leopold sehe ich darin, den Wert von Kunstwerken zu erkennen, bevor diese in den Mainstream gelangten. Als Leiter des Leopold Museums würde ich diese Tradition fortsetzten und die Sammlung sinnvoll erweitern durch strategische Investitionen in hochwertige, aber am Markt unterbewertete Kunst.

Damit unvereinbar ist leider Ihr Ansatz zur Umwandlung des Leopold Museums in ein Jugendstilmuseum. Wie Sie selbst am besten wissen ist die Sammlung Leopold weit mehr als ein Bollwerk des Jugendstils. Diese Neu-Positionierung wäre nicht nur teuer, sondern unbezahlbar. Und außerdem unsinnig. So unsinnig wie Ihre Frage, was Klimt und Kokoschka mit dem Barockbau des Belvederes zu tun haben. Was hätten Sie denn mit dem modernistischen Kubus von Ortner & Ortner zu tun?

Obwohl ein Diskont-Direktor sich per definitionem selbst disqualifiziert („Für diese Summe bekommt man keine qualifizierte Person“) möchte ich noch einige Qualifikationen aufführen, trotz derer ich mir nicht zu schade wäre zum Diskont-Preis zu arbeiten:

-          5 Jahre Auslandserfahrung in Moskau, Fremdsprachen Russisch, Englisch

-          20 Jahre Kunst- und Ausstellungsmanagement

-          20 Jahre Medien- und PR-Arbeit, u.a. zahlreiche Publikationen über Kunst

Wenn Sie, Herr Leopold, den künftigen Direktor nicht in eine Mission Impossible treiben wollen, sondern mit der Aufgabe betrauen die Sammlung im Geiste ihres Gründers fortzuführen, so sehe ich mich für diese Herausforderung bestens gewappnet und freue mich auf ein persönliches Gespräch.

Mag. Hubert Thurnhofer

UM:Druck 3/2010 (September)

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