8.12.2015 - Der Suhrkamp Verlag bewirbt das Buch von Christoph Menke mit drei Superlativen: "Noch nie war die Kunst sichtbarer, präsenter und prägender als heute und noch nie war sie zugleich so sehr ein bloßer Teil der gesellschaftlichen Prozesse: eine Ware, eine Unterhaltung, eine Meinung, eine Erkenntnis, eine Handlung. Die gesellschaftliche Allgegenwart der Kunst geht einher mit dem zunehmenden Verlust dessen, was wir ihre ästhetische Kraft nennen können. »Kraft« – im Unterschied zu unseren »vernünftigen Vermögen« – meint hier den unbewussten, spielerischen, enthusiastischen Zustand, ohne den es keine Kunst geben kann. Die philosophische Reflexion auf diesen Zustand führt Christoph Menke zur Bestimmung ästhetischer Kategorien – Kunstwerk, Schönheit, Urteil – und zum Aufriss einer ästhetischen Politik, das heißt einer Politik der Freiheit vom Sozialen und der Gleichheit ohne Bestimmung."
sichtbar - sichtbarer - am sichtbarsten
präsent - präsenter - am präsentesten
prägend - prägender - am prägendsten
Allein die Anhäufung unmöglicher Superlative verweist auf das Diskursniveau von Menke, geboren 1958, Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und dort Leiter des Forschungsprojekts »Normativität und Freiheit« im Rahmen des Exzellenzclusters »Die Herausbildung normativer Ordnungen.«
Ein Amazon Kunde schreibt am 25. Oktober 2015: "neben dem spannenden Titel, und Zitat, nichts als heiße Luft, habe den autor Kontaktiert, aber ich denke der sitzt in Spanien mit einer Margerita, und antwortet nicht, weil es ihn selber nicht interessiert, weil er nichts zu sagen hat,..."
Erschienen: 11.03.2013
suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2044, Broschur, 179 Seiten
ISBN: 978-3-518-29644-8
Ergänzung 4.7.2018
Der MERKUR schreibt über die Neigung zu superlativen Übertreibungen in „Arsprototo“, der Vierteljahres-Zeitschrift der Kulturstiftung der Länder: „… im Lauf der vergangenen dreißig Jahre hat sie [die Kulturstiftung der Ländern] nach eigenen Angaben für Ankäufe Finanzbeihilfen von 170 Millionen Euro bereitgestellt. Allein in den vergangenen zwei Jahren unterrichtete Arsprototo unter anderem über den Kauf umfangreicher fürstlicher Sammlungen, ...
Zwar liegt ein hochgestimmter Ton angesichts der Exklusivität der angekauften Stücke und des Anspruchs der Stiftung gewissermaßen in der Natur der Sache. Doch die Valorisierungsrhetorik, die in Arsprototogepflegt wird, ist in ihrer Formelhaftigkeit derart überzogen, dass es schwerfällt, sie nicht zugleich als Niederschlag programmatischer Grundüberzeugungen zu lesen. Worüber auch immer die Zeitschrift berichtet, man kann darauf wetten, es ist »einzigartig« und /oder »legendär«: Einzigartig sind die Sammlungen, von denen die Rede ist, einzigartig ihre Qualität, einzigartig ihre Wirkung, einzigartig schließlich auch der Glücksfall, der die Erwerbung oder auch Instandsetzung möglich machte. Legendär sind Ausstellungen, Galeristen, Sammler, Kunsthistoriker. Exponate wiederum sind wenigstens »hochkarätig« (»Fürstenkultur vom Feinsten«). Werke »strahlen« selbstverständlich, und sind, sofern sie nicht ohnehin als »Meisterwerk«, »Hauptwerk«, »Schlüsselwerk«, »Rarissimum«, »Bravourstück«, »Prachtstück«, »Schmuckstück«, »Glanzstück«, »wahrhafter Schatz« und damit als »erlesen« gelten können, doch praktisch immer »herausragende Zeugnisse«, »außergewöhnlich«, »zentral«, »bedeutend«, »grandios«, »kostbar« oder zumindest »wichtig«, und spiegeln deshalb »auf unnachahmliche Weise« den Geist ihrer Zeit wider.“