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22. April 2015 - ART COLOGNE 2015 liefert Beispiele für die Kunstmarkt-Formel IV:

Je höher der Preis, desto höher der Wert eines Kunstwerkes, behaupten viele, ja sogar die meisten gewichtigen Player in der Kunstszene. „Die Kunstmarkt-Formel“ bringt Gründe, warum diese Kausallogik erkenntniskritisch und sprachphilosophisch nicht haltbar ist. Auf der Art Cologne fanden sich empirische Beispiele, welche die Unsinnigkeit dieses Dogmas dokumentieren. Insgesamt acht Galerien zeigten Werke von Guenther Uecker, nur eine Galerie (LEVY) zeigte Werke von Daniel Spoerri. Beide geboren 1930, beide echte Weltstars mit umfangreichem Œuvre und genialen Werken. Uecker kreiert aus Nägeln unglaublich dynamische Objekte, Spoerri verwendet so gut wie alles außer Nägel für seine genuinen Objekte.

Wir vergleichen hier Vergleichbares!

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Kunstexperte findet, der behaupten würde, Ueckers Werke seien mehr wert als Spoerris Werke, oder umgekehrt. Künstler und Werke stehen auf einem Level. Die Preislevel liegen allerdings bei 1:10 bis 1:20! Zuungunsten von Spoerri. Kleinere Objekte von Spoerri kosten 10.-14.000 Euro, von Uecker mindestens 140.000! Das teuerste Bild von Spoerri (Die herausgefallene Zeit, 105x120x40 cm) kostete 75.000, das teuerste Bild von Uecker (ein Wandbild ca 200x200 cm) wurde um 1,4 Millionen Euro angeboten.

Ich sehe darin einen empirischen Beleg für die Kunstmarkt-Formel IV: Preis und Wert haben überhaupt nichts miteinander zu tun.

 

13. April 2015 - "Qualität und Erfolg sind in der Kunstwelt nicht zwangsläufig aneinandergekoppelt, sagt Daniel Hug, der Direktor der ART COLOGNE, im Interview mit der dpa. focus.de bringt Auszüge:

Frage: Viele Sammler, die auf der Art Cologne einkaufen, sehen ihre Kunstsammlung als eine Art Wertdepot. Sie lassen sich beim Einkauf beraten und haben selbst keine Ahnung. Stört Sie das nicht? Antwort: Warum sollte es? Umgekehrt habe ich als Kunsthistoriker ja auch keine Ahnung, in welche Aktien ich investieren soll, deswegen geh' ich da auch zu einem Profi. Eine Kunstsammlung ist einem Depot von Aktien und Anleihen durchaus vergleichbar. Mit einigen verdient man Geld, mit anderen vielleicht nicht.

Frage: Studien zufolge erlebt der Kunstmarkt ein weltweites Allzeit-Hoch. Demnach müssten die Geschäfte zurzeit besonders gut laufen. Antwort: ..  eine Recherche des Bundesverbands Deutscher Galerien ergeben hat, dass man den deutschen Kunstmarkt in drei Kategorien einteilen kann: Einem Drittel geht's sehr gut, die verdienen enorm viel Geld. Einem Drittel gehts so lala. Und ein Drittel verkauft kaum etwas, die hängen an einem sehr dünnen Faden. Man darf aber nicht glauben, dass die etablierten Galerien immer die erfolgreichen sind."

 

11. April 2015 - In dem Artikel „Art Consulting: Wie Kunstberater für reiche Sammler arbeiten“ schreibt spiegel.de (14.02.2014): „Mon Muellerschoen gehört zur Spitzenriege der kleinen, aber seit einem Jahrzehnt zügig wachsenden Schar der Kunstberater oder, angelsächsisch, Art Consultants. Deren Dienste gern beansprucht werden, wo es unter reichen Privatleuten schick geworden ist, sich mit Kunst zu umgeben. Eine eigene Kollektion sei heute das ultimative 'Lifestyle-Tool', sagt Muellerschoen, das Statussymbol schlechthin.“ Dazu die „Kunstmarkt-Formel IX“ aus dem Kapitel Kunst als Prestige: „Die Logik eines Prestige-Kaufs besteht darin, etwas zu erwerben, das populär ist, weil es jeder kennt, aber elitär, weil es sich nicht jeder leisten kann.“

 

7. April 2015 - Der Standard bringt folgenden Bericht der APA - da hat mal wieder wer KUNST mit KREMPEL verwechselt:

"Valtice - Monatelang hat die tschechische Polizei nach den verschwundenen Kunstwerken eines internationalen Malertreffens gesucht. Nun wurde bekannt: Der Verwalter von Schloss Valtice, wo das Symposium "Großes Format" stattfand, entsorgte die Leinwandarbeiten den Ermittlern zufolge bei Aufräumarbeiten. ... Vom Wert der Werke, den Sachverständige auf mindestens 4,6 Millionen Kronen (170.000 Euro) schätzten, dürfte der Schlossverwalter demnach nicht gewusst haben. Verloren sind insgesamt 85 Gemälde von 39 zeitgenössischen Künstlern... (APA, 7.4.2015)"

 

3. April 2015 - Der deutsche Kunstmarkt ist laut IFSE-Studie 450 Millionen Euro schwer, genauer gesagt leicht. Die Bundesregierung macht das Kraut auch nicht fett. Gerade mal 400.000 Euro ist das jährliche Ankaufsbudget. Auf kunstsammlung-bund.de ist zu erfahren: "Seit 1971 sammelt der Bund Kunst. In vier Jahrzehnten ist eine umfangreiche Sammlung von knapp 1600 Arbeiten entstanden. Sie dokumentiert das künstlerische Schaffen und damit die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst in der Bundesrepublik Deutschland. Initiiert wurde die Sammlung vom damaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Er griff damit eine Idee des Vorsitzenden des Deutschen Künstlerbundes, Georg Meistermann, auf. Nachdem die Sammlung zunächst unter der Obhut des Bundesinnenministers stand, wird sie heute von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verwaltet. ... " Die Kuratoren arbeiten übrigens ehrenamtlich, wie einem Pressedossier (vom 9. April 2014) über einen Rundgang der Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf der Art Cologne 2014 zu entnehmen ist.

Überblick über alle bislang angekauften Künstler und Werke siehe: kunstsammlung-bund.de

 

30. März 2015 - Wenn VOGUE über den angeblich boomenden Kunstmarkt auf der Art Dubai 2015 berichtet, dann klingt das so: „Ich bin immer gerne in Dubai. ... Die Stadt, die vielen Künstlern und Galerien ein Zuhause bietet, hat nun auch das richtige Publikum gefunden. … Die Dynamik der Art Dubai und der zahlreichen dazugehörigen Events war in der The Art-Bar besonders spürbar. Der beliebte Besucher-Treffpunkt hatte sich unter der Leitung des palästinensischen Künstlers Yazan Khalili einer beeindruckenden Verwandlung unterzogen. … Das "The Vida"-Hotel, das ich sehr empfehlen kann, bietet nach den vielen interessanten Eindrücken eine schicke und erholsame Übernachtung in der Stadt. …


Ein Besuch der "Design Days Dubai Exhibition" war für den folgenden Tag vorgesehen. Und siehe da, dessen nun schon vierte Edition bot das Beste an Design von bekannten Künstlern aus dem nationalen und internationalen Bereich und zeigte Werke aus 16 Designstudios und Galerien. Nach einem ausgiebigen Rundgang vor Ort fand der Tag sein Ende im "Zaroob", einem landestypischen Restaurant, … Ein Spaziergang durch Downtown Dubai stand auf der Agenda, um sich das "Emirates Classic Car"-Festival anzusehen. Mit einem imposanten Line-up von mehr als 250 Oldtimern, Motorrädern und Trucks stellte es eines der beliebtesten Attraktionen während dieser Tage dar. Später nahm ich das Abendessen im "Boca" ein und hatte Drinks bei "Roberto's". Zwei der momentan angesagtesten Locations Dubais. Es war eine Woche voller Entdeckungen...“ Foto: Die Autorin und Designerin Hala Salem Achillas

 

31. Januar 2015 - Im Nachverkauf bietet das Auktionshaus „im Kinsky“ derzeit u.a. ein relativ fades aber technisch brillantes Bild von Josef Bramer(geb 1948), Öl auf Leinwand; 70 × 70 cm um 4.000,- Euro und eine unendlich schlechte, aber konzeptuell aufgeladene Zeichnung, Permanent Marker, Acryldispersion auf Leinwand; 70 × 50 cm von Elke Krystufek (geb 1970) um 10.000,- Euro. Zwei Beispiele, dass im hochgejubelten Kunstmarkt doch nicht alles so toll läuft. Und zwei Beispiele dafür, warum Preis und Wert absolut NICHTS miteinander zu tun haben.

 

im Kinsky BraKry

 

 

„Ein Goldfisch im impressionistischen Stil, gemalt von einem Hobbymaler, brachte am Mittwoch (17.12.14) bei Sotheby´s 1,8 Millionen Pfund“, berichtet DIE PRESSE am 21.12.14. Der Freizeitmaler war Winston Churchill. Ich bin seit über 20 Jahren in der Kunstszene tätig und war offen gestanden immer der Meinung, dass Preis und Wert nicht viel miteinander zu tun haben. Mittlerweile habe ich meine Meinung revidiert und bin zu der Überzeugung gelangt: Preis und Wert haben überhaupt nichts miteinander zu tun! Dies besagt die Kunstmarkt-Formel IV.

 

Details siehe: Hubert Thurnhofer, Die Kunstmarkt-Formel, ISBN 978-3-7357-7052-3

 

Kunst ist die neue Währung, sagt Manfred Möller, Geschäftsführer der Kunst Messe Frankfurt 2015, im Interview mit der ZEITKUNST (November 2014).

 

 

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