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27.12.2013 Ist Kunst ein „Sicherer Hafen oder Glücksspiel?“ Diese Frage stellt der Autor Gunter Vogl im Untertitel seines Ende 2013 erschienen Buches über den Kunstmarkt. Eine explizite Antwort auf diese Frage liefert der Autor zwar nicht, dafür aber eine dichte Sammlung an Materialen über aktuelle Trends im internationalen Kunstgeschehen. Auf Basis dieser Materialdichte und der kritischen Analyse zahlreicher Beispiele sollte aber jeder Leser imstande sein, sich selbst eine Meinung zu bilden.

 

BUCHPRÄSENTATION am Montag, 10. Februar 2014, um 18 Uhr.
der Kunstraum, 1010 Wien, Kärntnerring 9-13 / 137 (Obergeschoß).
Einleitend spricht der Ex-Fondsmanager und Investor Lukas Hufnagl.

 

Im Kapitel III („Eine Kurzcharakteristik des Kunstmarktes“) schreibt Vogl: „Weit stärker als Kunstkritik, Kunsthochschulen oder Museen legitimiert heute der Kunstmarkt den ästhetischen und entwicklungsgeschichtlichen Wert eines Objekts. Beträchtlichen Anteil daran hat der unbedingte Fortschrittsglauben und der Expansionsdrang der großen Auktionshäuser, welcher sich exemplarisch in der Strategie von Sotheby´s seit den 1960er Jahren … widerspiegelt. …Das Interesse der medialen Öffentlichkeit am Kunstmarkt beschränkt sich nur allzu oft auf Höchstzuschläge in Auktionen. Hieraus könnte der Eindruck entstehen, dass sich dieses volkswirtschaftlich betrachtet kleine Segment ökonomisch eigengesetzlich verhält.“ (S. 27)

 

Folgt man Vogls Analyse, so muss man auch eine im Kunsthandel häufig wiederholte Behauptung in Frage stellen, nämlich: „hochwertige Kunst lässt sich immer zu einem hohen Preis verkaufen.“ Diese suggestive Feststellung impliziert, dass hoher Preis mit hohem Wert identisch sei. Wäre der Satz formal-logisch richtig, dann müsste auch der Umkehrschluss gelten: „Kunst mit niedrigem Preis oder gar unverkäufliche Kunst ist immer geringwertig.“ Dies werden nicht einmal jene ernsthaft behaupten, die in ihrem eigenen (Verkaufs-)Interesse hochpreisige Kunst mit dem Wert-Argument legitimieren.

 

„In der Gesamtsicht hinterlässt der Kunstmarkt ein gespaltenes Bild: Er ist einerseits die Domäne der begüterten und intellektuellen Oberschicht, die distinguiert und diskret im Umgang mit schönen Dingen auftritt. Er weist aber auch Züge eines geschäftlichen Abenteuerspielplatzes auf, mit in der Gesamtsicht wenig ausgeprägtem Regelwerk und beachtlicher Willkür mancher Marktteilnehmer.“ (S. 35) Ein treffendes Gesamturteil, das Vogl mit zahlreichen Beispielen – und akribischer Quellenangabe! - belegt.

 

Im Kapitel „Renditen aus Kunst“ wendet Vogl betriebswirtschaftliche Renditerechnungen auf Kunst an, sofern diese als Investition in einen Sachwert betrachtet wird. Dabei wird klar, dass viele scheinbar sensationelle Preissteigerungen inflationsbereinigt und abzüglich Verkäuferkommission und Aufgeld gar nicht mehr so berauschend sind. Etwas zu kurz kommt in dem Kapitel die Rolle der Markt-Player wie Sammler, Investoren, Spekulanten, Galeristen und Auktionshäuser.

 

Exemplarisch untersucht Vogel die Preisentwicklungen auf fünf Teilmärkten: Zeitgenössische Kunst, Contemporary Markt in New York 2007-2009, Klassische Moderne, Fotokunst und Alte Meister. Obwohl Alte Meister preislich stabiler sind, da sich hier weniger Spekulanten umtun, als im Zeitgenossen-Segment, fand Vogl im holländischen Landschaftsmaler Nicolaes Berchem (1620-1683) ein Beispiel, mit großen historischen Schwankungen. So wurde er „in England gegen Ende des 18. Jahrhunderts bis in die viktorianische Zeit als ein Gipfelpunkt der nordeuropäischen Malerei erlebt. In der Folge kam Berchen aus der Mode, feierte im späten 19. Jahrhundert ein Comeback am Auktionsmarkt, um ganz im Gegenteil in den 1920er Jahren seinen preislichen Tiefpunkt zu erreichen. Seit den 1950er Jahren ist für Berchems meisterliche Landschaften mit figürlicher Staffage wieder ein stabiler Aufwärtstrend zu verzeichnen.“ (S. 180).

 

Die Analyse unterschiedlicher Ansätze für Kunstpreisindizes führt den Autor schließlich zum Thema Kunstfonds. Dieses Kapitel bietet den bislang umfangreichsten Überblick über Fondsgesellschaften und ihren Erfolg, bzw. Misserfolg. Tatsächlich wurden die meisten aufgelegten Kunstfonds in den vergangenen Jahrzehnten nach kurzer Zeit wieder liquidiert, meist mit starken Verlusten für die Anleger. „Von Kunstfonds-Managern wird stets die notwendige Konzentration auf das Spitzensegment betont“, stellt Vogl fest. Langer Anlagehorizont, hohe Managementgebühren (zuzüglich Beraterkosten, da die Fondsmanager ja in der Regel keine Kunstexperten sind), hochpreisiger Einkauf im Auktionshandel und andere Spesen fressen die Rendite auf. Dazu kommt, dass die Papiere im Unterschied zu klassischen Wertpapier-Fonds nicht täglich handelbar sind, sondern nur jährlich oder besten Falls quartalsweise von „unabhängigen Experten“ bewertet werden. So resümiert Vogl: „Einen inhärenten Widerspruch vermögen Kunstfonds nicht ohne weiteres wettzumachen: Sie investieren in ästhetische und emotional besetzte Güter, stellen aber ein reines Finanzprodukt dar.“ (S. 244)

Vogl Lackner

NACHTRAG 14.1.14: Mit dem Wirtschafts-Blatt sprach Gunter Vogl über "Die hohe Kunst der Bewertung". (Foto: Interview mit Edith Lackner am 13.1.14, (C) Wirtschafts-Blatt)

 

Gunter Vogl

Kunst als Geldanlage – Sicherer Hafen oder Glücksspiel? Wertentwicklung und Marktauftritt von Artefakten.

ISBN 978-3-200-03174-6

© 2013 by Gunter Vogl

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SIEHE AUCH: Die Kunstmarkt-Formel

 

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