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5. Februar 2007. Katalogpräsentation von Tonia Kos. Da die Galerie in den vergangenen Monaten mehrere Kataloge präsentiert hat, ist es an der Zeit einmal die Frage zu stellen, warum sich Galerien, Künstler und Künstlerinnen diesen Aufwand eigentlich antun. Um diese Frage zu beantworten ist es wichtig, das Wesen des Katalogs zu ergründen. Man kann das sehr schnell auf den Punkt bringen: der Katalog ist ein Wesen, das noch nie in seinem Leben die Wahrheit gesagt hat. Deshalb heißt es ja: der Kata log, der Kata lügt und der Kata wird immer lügen.

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Da muss einer schon seinen Heidegger studiert haben, um das zu verstehen. Das Nichts nichtet, der Kata log. Soviel zur ontologischen Wahrheit. Was bedeutet das in der Praxis? Zunächst soll der Katalog einen Eindruck von Bildern vermitteln, die im Original sehr expressiv sind und in ihrer Plastizität intensiv auf den Betrachter wirken. Die Abbildungen im Katalog sind für den, der die Originiale von Tonia Kos kennt, natürlich eine Enttäuschung. Auch wenn der Katalog in Layout und drucktechnischer Umsetzung State of the Art ist, so bleibt doch ein Gefühl der Enttäuschung. Wir sind hier mit dem Authentizitäts-Paradoxon konfrontiert, das nur durch den Umweg der indirekten Vermittlung umgangen werden kann. So fördern hier Schwarz-Weiß-Fotos von Ulrich Gansert und natürlich auch die Textbeiträge neue Aspekte der abgebildeten Kunstwerke zu Tage.

Neben diesem Authentizitäts-Paradoxon sind die Künstler und Künstlerinnen mit einem weitern Phänomen konfrontiert, dem Trägheits-Paradoxon. Natürlich steckt auch die Absicht hinter der Produktion des Katalogs, noch berühmter zu werden, als man ohnehin schon ist. So verschickt man eine Reihe von Katalogen an wichtige Personen, von denen man meint, dass sie endlich die Originale zu Gesicht bekommen sollten. Nur meistens wartet man auf die Resonanz, auf ein wie auch immer geartetes Echo, vergeblich. Bei den Szene-VIPs, ob Kunstkritiker oder Ausstellungsmacher, löst der Katalog keinen Schub aus, sondern meistens eine Schubumkehr. Und so bleibt der Katalog als Informations-Häppchen auf vielen Tischen liegen, landet in Buchregalen und bekommt da oder dort sogar eine Archivnummer, aber die Trägheit beim Betrachter kann er meist nicht beseitigen. Im Gegenteil, der Katalog verleitet den Betrachter zu der Illusion, schon informiert zu sein, auch wenn er die Werke in ihrer Authentizität gar nicht kennt.

So bleibt der Katalog aber immerhin als historisches Dokument bestehen, und hat damit auch künftig seine Existenzberechtigung, auch wenn multimediale Darstellungen wie eine Website heute eigentlich viel einfacher realisiert werden könnten.

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