Kunstwerke werden fast immer von einem Künstler allein geschaffen, arbeitsteiliges Vorgehen ist eine seltene Ausnahme. Auch in der Wissenschaft waren es über Jahrhunderte hinweg Einzelpersonen, denen entscheidende Fortschritte gelangen. Viele wissenschaftliche Publikationen hatten einen einzigen Autor.
„Industrie 4.0“ ist ein Konzept, bei dessen Realisierung alle Elemente eines Produkterstellungssystems (Menschen, Maschinen, Werkstücke) automatisch miteinander kommunizieren können. Wegen der mit dem Label „4.0“ verbundenen Aufmerksamkeitswirkung wurde es in der Folge mit zahlreichen anderen Begriffen dann in Verbindung gebracht, wenn „etwas Neues“ behauptet wurde. Nur selten wurden dabei Vorstufen (wie 2.0, 3.0 oder 3.1) definiert und auf die Vernetzungseigenschaft rekurriert.
Heute wird Wissenschaftlern empfohlen, sie sollten sich zur Förderung ihrer Forschungsaktivitäten (und ihrer Karrieren) großflächig vernetzen. Kaffeepausen auf Tagungen wurden zunehmend als „Gelegenheit zum Networking“ angekündigt. Förderungsinstitutionen fordern in Projektanträgen die Mitwirkung mehrerer Forschungseinrichtungen; in den europäischen „Horizon-Programmen“ müssen diese aus mindestens 3 verschiedenen Staaten stammen.
Mit derartigen Projekten ist ein extrem hoher Koordinationsaufwand verbunden. Das „Brooks‘sche Gesetz“ lässt vermuten, dass dieser den Projekterfolg verzögern oder vereiteln kann. Möglicherweise tragen die einzelnen Einrichtungen sehr ungleich zum Projekterfolg bei („Trittbrettfahrereffekt“).
Mittlerweile wurde „Publish or perish“ zu „Publish together or perish“ ergänzt. In manchen Disziplinen hat die Koautorenschaft groteske Ausmaße angenommen. In solchen Fällen ist es unklar, wie relevant der Beitrag der einzelnen Koautoren zur Veröffentlichung ist. Insofern ist eine extrem starke Vernetzung, die in meinem Bild dargestellt ist, aus wissenschaftlicher Perspektive fragwürdig.
Bild zur Ausstellung: "Science 4.0", Digital Art, 286 MB [TIFF], Kunstdruck: Größe variabel (zB 50x65 cm), u.a. auf Alu-Dibond, Leinwand, Hahnemühle-Papier. Signierte Auflage limitiert auf 10 Exemplare.
Beitrag von Gerhard Knolmayer zur Themenausstellung "Wissen & Schaffen", März/April 2021. Details siehe kunstsammler.at