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14.7.2016 - Ist eine Theorie, die zum Ziel hat eine Verschwörung aufzudecken, eine Verschwörungstheorie? Sie ist vor allem eine Theorie – und muss somit falsifizierbar sein. Ich hoffe, dass die folgende Theorie so bald wie möglich falsifiziert wird.

 

Die Theorie: Europäische Fluglinien haben in einem geheimen Kartell beschlossen, auf Buchungsplattformen im Internet die für den Kunden günstigsten Flüge am teuersten anzubieten und die ungünstigsten Flugverbindungen am billigsten. Der Kunde hat keine Wahlmöglichkeit mehr, weil angeblich unabhängige Anbieter wie checkfelix.com und fluege.de dieselben Algorithmen verwenden wie die Flugsuchmaschinen der Airlines selbst.

 

Hintergrund: In Knokke an der belgischen Nordseeküste findet von 6.-15 August die Kunstmesse Art Nocturne Knocke statt, die ich mir aus beruflichen Gründen anschauen möchte. Also suche ich im Internet nach günstigen Flügen Wien-Brüssel-Wien. Und finde keine. Nebenbei möchte ich bemerken, dass ich Lockangebote um 9 Euro pro Flug immer für eine verantwortungslose Geschäftemacherei gehalten habe. Verantwortungslos gegenüber unserer Umwelt. Aber für die Strecke Wien-Brüssel-Wien 500 Euro oder mehr zu zahlen, wenn ich Wien-Berlin-Wien jederzeit um 150 Euro erreiche, halte ich auch für eine Abzocke. Und an dieser Abzocke sind alle Suchportale beteiligt, die ich ausprobiert habe: fluege.de, checkfelix.com, austrian.com und klm.com.

 

Check den Checkfelix: Eine Buchungsanfrage Hinflug Sonntag, 7.8, Rückflug Mittwoch 10.8. impliziert in der Logik von – behaupte ich mal – 99,99 Prozent aller Reisenden Hinflug so früh wie möglich, Rückflug so spät wie möglich. Ausgeworfen werden die Ergebnisse, insbesondere die scheinbar billigsten, aber in Wahrheit ungünstigsten genau umgekehrt: Abflug am Abend, Flugzeit ca 12 Stunden (eine Übernachtung in der Wartehalle des Flughafens Amsterdam kostenlose inklusive!), dafür Rückflug in aller Herrgottsfrüh, damit ich in Wien wieder rechtzeitig um 10.00 Uhr meine Galerie aufsperren kann. Für dieses Vergnügen zahl ich natürlich gerne 200 Euro extra in einem Brüsseler Hotel.

 

Topaktueller Check heute, 14.7. um 11.00 Uhr für den Flug in drei Wochen: der billigste Flug um 355 Euro über Barcelona und Ibiza, wofür 19 Stunden 25 Minuten zu veranschlagen sind, vorausgesetzt die Anschlussflüge sind pünktlich, retour  über Manchester in der Spitzenzeit von 12 Stunden und 30 Minuten. Aber dafür Rückflug am Abend. Der günstigste Direktflug – immerhin am Vormittag hin und am Nachmittag retour – kostet 419,- Euro mit Brussels Airlines. Wer gerne einen Städtetrip mit einer Weltreise verbindet kann auch einen Flug über Istanbul wählen. Kostenpunkt 408 Euro.

 

Ich würde sagen, vor 20 Jahren hat man solche Suchergebnisse als Kinderkrankheiten des Internet bezeichnet und wir hätten alle herzlich gelacht. Heute muss ich solche Ergebnisse als bösartige Machination betrachten, denn es gibt ja günstige Frühflüge am 7.8. von Wien nach Brüssel. Die finde ich aber nur, wenn ich nach Brüssel-Wien beispielsweise am 31.7. und retour von Wien nach Brüssel am 7.8. suche.  Noch bessere Ergebnisse dieser Art liefert die alternative Suche nach Amsterdam-Wien und Wien-Amsterdam.

 

Resümee: Die Suchrobots aller europäischen Anbieter sind gesteuert zum Nachteil der Kunden.

 

Siehe auch Diskurs auf fischundfleisch.at

Siehe auch: Billig(f)lüge und facebook-Werbung

 

Nachsatz 15.7.2016 (12:00 Uhr) - Vor 24 Stunden schrieb ich diesen Artikel. Vor rund 12 Stunden, exakt gestern Abend um 22.57 zitiert die ZEIT ONLINE einen Bericht der Nachrichtenagentur dpa, dass Thomas Wagner, der Gründer und Geschäftsführer des Internet-Unternehmens UNISTER, das u.a. das hier kritisierte Portal fluege.de betreibt, beim Absturz eines Kleinflugzeugs in Slowenien ums Leben gekommen ist.

 

Ist es möglich nachzuweisen, dass kein Kausalzusammenhang mit der Publikation des Artikels auf fuf besteht?

 

Nachsatz 18. Juli 2016: "Nach dem tödlichen Flugzeugabsturz von Internet-Millionär Thomas Wagner hat sein Unternehmen Insolvenz angemeldet", berichtet das Handelsblatt.

 

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