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Wenn ein Boulevardblatt - einst als Nachrichtenmagazin groß geworden - über einen Philosophen schreibt, dann nur, wenn er die Etikette "Starphilosoph" verdient. So profil über Slavoj Žižek, der sich gern und oft in solchen Medien zu Wort meldet.

 

Slavoj Zizek 500

 

Auch ein "Starphilosoph" kann nicht immer hochgeistig, muss aber immer zeitgeistig sein. So lautet der Titel seiner neuesten Büchleins "Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt". Es wurde bereits 2020 auf den Markt geworfen. Das entschuldigt weder die Schwäche, noch den Schwachsinn vieler seiner Aussagen, denn seine Prämissen basieren nicht auf den neuesten Erkenntnissen der Virologie und Epidemiologie, sondern schlicht auf dem WHO-Narrativ von der "gefährlichsten Pandemie aller Zeiten".

 

Das erste Kapitel ist ein Lamento darüber, dass wir uns in Zeiten des Lockdowns müde fühlen, obwohl wir weniger arbeiten als üblich. Žižek lobt jene, "die draußen arbeiten müssen ... damit andere in ihrer privaten Quarantäne überleben können. ... Ihre Müdigkeit ist der Mühe wert." Damit nicht genug: "Zu guter Letzt sollten wir der Versuchung widerstehen, strenge Selbstdisziplin und eine Hingabe an die Arbeit zu verurteilen, und eine Take it easy-Mentalität zu propagieren - Arbeit macht frei! bleibt das richtige Motto, auch wenn es von den Nazis brutal missbraucht wurde."

 

Es ist vielleicht blasphemisch, vielleicht nur postmodern  - mit Sicherheit aber dumm, ausgerechnet jenen zynischen Spruch, mit dem die Nazis die Häftlinge der Arbeitslager begrüßten, als "richtiges Motto" für für all jene Kurz- und Heimarbeiter zu propagieren, die in Folge der Lockdowns an Ermüdung oder sogar Depressionen leiden. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass dem Arzt DDr. Jaroslav Belsky, der Quarantänelager mit Konzentrationslager der Nazis verglichen hat, der Prozess gemacht wurde (wochenblick.at) dann ist auch die verharmlosende Aussage des "Starphilosophen" einer rechtlichen Prüfung zu unterziehen.

 

Unergründlich bleibt, was im nächsten Kapitel der "teuflische Tanz zwischen Erdoğan und Putin" mit der Pandemie zu tun haben soll. Offenbar musste der Philosoph seine Wortschöpfung "Putogan" loswerden, mit dem er "zwei Versionen desselben politischen Regimes" meint.

 

Über den möglichen Ursprungsort von Covid19 weiß Žižek: "Es wird oft spekuliert, dass das Coronavirus zum Zusammenbruch der kommunistischen Regierung Chinas führen und darin dem Ende des Sowjetkommunismus ähneln könnte." Da ich weder einen Mundnasenschutz trage, noch Augenbinden und Ohropax, ist es unmöglich, dem täglichen Nachrichteneinheitsbrei zu entkommen. Doch worüber laut Žižek "oft spekuliert" wird, ist mir bislang entgangen. Es braucht offenbar einen präkantianischen und postaufgeklärten Standpunkt, den sich Žižek am elitären Birkbeck Institute for the Humanities angeeignet hat, um an so einem Diskurs oft und vor allem spekulativ teilnehmen zu können.

 

Was in China derzeit falsch läuft, nämlich die totale Kontrolle, könnte Europa richtig machen, nämlich die totale Kontrolle. So sieht das ein "Starphilosoph", der so ziemlich jedes Corona-Narrativ der Herrschenden, denen er dient, bereitwillig aufgreift. Da darf auch die Solidaritäts-Sülze nicht fehlen: "Wir brauchen vollständige und unbedingte Solidarität sowie eine auf globaler Ebene koordinierte Reaktion - eine neue Form dessen, was einst Kommunismus hieß." Auf diese Prämisse kann es nur eine Schlussfolgerung geben, die mit der Prämisse identisch ist: "Die Entscheidung ist klar: Kommunismus oder Barbarei!".

 

Unter allen Argumenten, die den Nachweis erbringen, dass es keinen zureichenden Grund gibt, sich selbst zum Versuchskaninchen für völlig unzureichend getestete Impfstoffe zu machen, ist das "Solidaritätsargument" dasjenige, das am stärksten an Politpropaganda vergangener Zeiten erinnert. Der Arbeit-macht-frei-Kommunist und "bekennende christliche Atheist" distanziert sich umgehend von den falschen Ideologien: "Sowohl die Neue Rechte als auch die falsche Linke weigern sich, das volle Ausmaß der Pandemie anzuerkennen." Es gibt nur eine Erkenntnis über die Pandemie, die unbestreitbar ist: sie wurde am 11. März 2020 von der WHO ausgerufen und bislang nicht widerrufen. Ob tatsächlich eine Pandemie ausgebrochen ist, das ist mangels empirischer Beweise bis heute nicht erkennbar - und zwar kategorisch nicht erkennbar (schlag nach bei Immanuel Kant). Man muss die Pandemie daher, wie der "Starphilosoph" fordert "anerkennen".

 

Žižek propagiert keine "strahlende Zukunftsvision", sondern einen "Katastrophen-Kommunismus, der das Gegengift für einen Katastrophen-Kapitalismus ist. Der Staat sollte nicht nur eine viel aktivere Rolle einnehmen und die Produktion wichtiger Gegenstände wie Masken, Testkits und Beatmungsgeräte organisieren, Hotels und andere Resorts beschlagnahmen, die Existenzbedingungen der kürzlich arbeitslos Gewordenen sicher stellen, und so weiter. All das sollte er tun, indem er die Mechanismen des Marktes aufgibt." Besser hätte es Klaus Schwab auch nicht formulieren können.

 

Bei diesen geistigen Ergüssen darf man sich nicht wundern, dass Žižek einer der ersten war, der sich um die Impfung angestellt hat, wie er der Berliner Zeitung schon am 1. Dezember 2020 erzählt hat. Lieber Slavoj! Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Und eine Impfung dagegen wirds auch nie geben.

 

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