Drei Stunden hab ich mir Zeit gegeben um herauszufinden, warum Ernst Bloch einem einzigen Prinzip so viel Aufmerksamkeit und Zeit gewidmet hat. Eine Stunde für jeden Band des monumentalen Werkes „Das Prinzip Hoffnung“. Bloch entwickelt eine eigenwillige Metaphysik, wonach „der Mensch wesenhaft von der Zukunft her bestimmt ist. … Denken heißt Überschreiten."
Der Schutzheilige für Blochs Metaphysik, seine Ontologie des Noch-Nicht, ist Karl Marx. „Es gibt seit Marx keine überhaupt mögliche Wahrheitsforschung und keinen Realismus der Entscheidung mehr, der die subjektiven und objektiven Hoffnungs-Inhalte der Welt wird umgehen können. (…) Philosophie wird Gewissen des Morgen, Parteilichkeit für die Zukunft, Wissen der Hoffnung haben, oder sie wird kein Wissen mehr haben.“
Bloch begegnet der Zukunft auch in der Vergangenheit, beschränkt sich nicht auf die Deutung bisheriger Sozial- und Staatsutopien, sondern erweitert sein Projekt auf die historische Rekonstruktion der Utopie in Technik, Architektur, Malerei, Dichtung und Medizin. So schreibt Bloch eine „Enzyklopädie der Hoffnungen", an deren Ende eine Utopie steht, die zu seiner Zeit stark diskreditiert war: Heimat.
„Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."
Mehr dazu siehe MORAL 4.0
Siehe auch: Hans Jonas: Das Prinzip Verantwortung