Das Positive der aktuellen Krise liegt darin, dass viele Fragen wieder grundsätzlich diskutiert werden. Ich halte die Forderung von Peter Muzik, die Diskussion über Umverteilung „möglichst rasch im Sand zu begraben“ daher für sehr engstirnig. Nicht zeitgemäß ist auch die Gleichsetzung von Umverteilung mit kommunistischer Planwirtschaft. Das ist ein Rückfall in das historisch überholte links-rechts-Schema. In Wahrheit ist jede Form der Wirtschaft Umverteilung. Da in der heutigen Volkswirtschaft 99,9 Prozent der Produkte und Leistungen austauschbar sind, geht es immer um die Frage der Preisbereitschaft. Bin ich bereit, meine Meinung als Leserbrief für einen virtuellen Mehrwert zu publizieren, oder gebe ich meine werte Meinung nur zum Besten, wenn das WirtschaftsBlatt ein anständiges Honorar bezahlt? Ich maße mir an zu behaupten, dass meine Meinung nicht dümmer ist als die des wohlhonorierten Kommentators. Warum also kriegt der Eine nix, der Andere ein anständiges Honorar? Ganz einfach: weil die Wirtschaft ein Prozess permanenter Umverteilung ist. Wird eine Leistung mit viel oder wenig Geld aufgewogen, wenn es kein Entgelt gibt, welche Gegenleistung, welchen Mehrwert kann ich sonst beziehen? Das ist eine elementare wirtschaftliche Frage, Umverteilung somit ein elementarer wirtschaftlicher Prozess. Und wenn wir eine gerechte Gesellschaft wollen, müssen wir auch über gerechte Verteilung reden, und damit über Umverteilung. Umverteilung = Leistung + Gegenleistung. Nicht mehr und nicht weniger. (Erschienen in WirtschaftsBlatt am 11. Mai 2009)
Der Kommentar von Peter Muzik im WirtschaftsBlatt
Ergänzung 22. Mai 2010
Nachdem mit Griechenland der erste EU-Staat vor dem Bankrott gerettet werden musste - mit Garantiepaketen der EU-Staaten in Höhe von 750 Mrd Euro - hat Deutschland die Leerverkäufe, eines der typischen Spekulationsinstrumente zur Aushebelung jeglicher Vernunft - verboten. Mit der Transaktionssteuer sollen nun auch die Finanztransaktionen an der Quelle besteuert werden. Natürlich schreit die Lobby der Finanzakteure auf. "Die Presse" publizierte eine Studie, die den angeblichen Schaden so einer Steuer prognostiziert.
Eine sonderbare Angst, die da geschürt wird. An den Börsentransaktionen kassieren Broker, Banken, Fondsmanager und Finanzberater aller Art - wenn aber der Staat seinen Anteil haben will, ausgerechnet dann, und NUR DANN bricht das System zusammen??
Details siehe Online-Presse