logo

bild

PR-Schmäh Nummer 1

Schenke einem Museum, mit dessen Direktorin du schon seit ihren Salzburger Zeiten engstens verbandelt bist, Arbeiten von Künstlern, die du zufällig als Galerist vertrittst. Kritisiere prophylaktisch die potenziellen Kritiker, denn „hier wird man für Schenkungen ja eher kritisiert, aber ich bin auf alle Attacken vorbereitet“, und lass die Medien an deiner Wohltätigkeit teilhaben.

PR-Schmäh Nummer 2

Übernimm für dein Museum eine Sammlung mit 500 Werken als Dauerleihgabe und erkläre der Welt, dass es dir gelungen ist, „die bisher bestehende Lücke der internationalen klassischen Moderne“ in Österreich zu schließen. Verkaufe dem Publikum die Sammlung unter der Etikette „von Manet bis Picasso“ und erwähne den Kern der Sammlung – die russische Avantgarde - nur in einem Nebensatz, denn wer kennt schon Filonow? Für den einfachen PR-Fuzzi heißt das: Schreibe nur die Namen in den Titel deiner Presseinfo, von denen du sicher sein kannst, dass sie jeder Volltrottel kennt!

PR-Schmäh Nummer 3

Á propos: Nenne deinen liebsten Feind in der Szene einen „hundertprozentigen Volltrottel“ und lass dich von ihm wegen Rufschädigung verklagen. Das wird die Medien von „Vera Exklusiv“ über Bezirksjournal bis zur Wiener Bezirkszeitung auch noch zwanzig Jahre, nachdem es passiert ist, begeistern. Der Prozess liefert den Medien zusätzlich laufend frisches Futter. Wie wird der Beklagte seine Verteidigung anlegen? Wird er den Wahrheitsbeweis antreten? Und wenn der nur zu 90 Prozent gelingt, inwiefern muss dann die inkriminierte Behauptung revidiert werden?

PR-Schmäh Nummer 4

Stelle dich in Nazi-Uniform in eine New Yorker Galerie mit möglichst vielen Juden im Publikum und führe dich auf wie ein Hitler-Klon. Dazu lasse die Galeristin erklären, es gehe nicht um das Äußere, sondern um den tiefer liegenden Inhalt. Erlaube dem deutschen Staatssender ARD deinem „Ausnahmetalent“ mit einer Dokumentation zu huldigen, und erkläre darin, was Hitler getan hat interessiert mich gar nicht, denn mein Name ist Meese. Für österreichische Nebendarsteller bietet sich eine andere Variante kalkulierter Naziverharmlosung an: Stelle dich auf eine politische Bühne, verzapfe Nazi-Scheiße, verrühre diese mit Anti-Islamismus und antworte den Journalisten, die sich garantiert auf dich stürzen, auf die obligatorische Frage - Was sagen Sie zu Hitler? – Damit habe ich mich nicht beschäftigt, denn mein Name ist Winter.

PR-Schmäh Nummer 5

Erkläre dem geneigten Leser der „Die Presse“, dass du als Innenministerin den Fall Zogaj sehr gut kennst, denn „ich komme aus demselben Bezirk“. Erkläre weiters, dass du die Justizministerin aus dem anderen politischen Lager nicht als Gegnerin siehst, denn „ich bin mit ihr in die Schule gegangen, wir haben im Internat den Schlafsaal geteilt. Es gibt mit Maria Berger also keinerlei Berührungsängste.“ Erkläre schließlich, dass dir deine Arbeit „viel Spaß“ macht und die Spaßgesellen von der FPÖ werden dich nach der Wahl mit Dankesbriefen überschütten. PR bedeutet schließlich nicht nur professionelle Medienarbeit, sondern auch effiziente Kundenbindung.

PR-Schmäh Nummer 6

Bring dich bei Regierungsverhandlungen als potenzieller Minister ins Gespräch für ein Ministerium, das außer dir keiner will und braucht, und fordere in ganzseitigen Zeitungsinseraten „ein ministerium für gegenwartskunst“, denn „ein ministerium für gegenwartskunst würde österreich weltweites aufsehen und ansehen bringen.“ Verwende für deine Propaganda Gelder des Museums, das dir als Direktor seit mehr als zwei Jahrzehnten öffentliche Mittel zur Selbstdarstellung zur Verfügung stellt und informiere die Medien bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dass dir die öffentliche Hand zu wenig Mittel zur Verfügung stellt.

PR-Schmäh Nummer 7

Eröffne eine Fabrik zur Produktion von Tierkonserven, bevorzugt in Formaldehyd eingelegte Viechereien. Erkläre das ganze zur Kunst und lass es über Sotheby´s versteigern. Deine Galeristen werden es dir danken und emsig mithelfen, die Preise bei der Auktion nach oben zu treiben. Die Medien werden dein Marketing-Genie würdigen und wochenlang über die Frage spekulieren: „War Hirsts Auktion ein subversiver Akt oder rein affirmatives Profitdenken?“

PR-Schmäh Nummer 8

Kauf dir 100 Bilder von 50 halbverhungerten albanischen Künstlern, stell diese in einem Kunstverein aus und erkläre Tirana zum Hype. Nach Leipzig und Shanghai gibts auf diesem Globus noch einige unentdeckte Flecken, wo man heute billig kaufen kann um morgen damit einen Hype auszurufen. Wichtig für diese PR-Strategie ist das Timing: Ruf deinen Hype nicht früher als drei und nicht später als sechs Monate nach dem letzten Kunsthype aus.

PR-Schmäh Nummer 9

Feiere deinen runden Geburtstag mit einer Jubiläumsausstellung. Je runder das Datum und je toter du zum Jubiläum bereits bist, umso größer die Chancen auf mediale Beachtung. Eine Variante, die noch mehr Erfolg verspricht, denn die Parallelaktion feiert fröhliche Urständ: Rekonstruiere eine Ausstellung, die schon vor 100 Jahren ein Blockbuster war und lass dich für die kritische Auseinandersetzung und akribische Detailarbeit bejubeln.

PR-Schmäh Nummer 10

Vergiss nicht die wichtigsten Schlüsselbegriffe in deiner Presseinfo, denn nur so können die Journalisten dich aus der Masse der eingesendeten Aussendungen als weltberühmten Starkünstler und Kunststar, Pionier und Trendsetter, mit einem Wort als Malerfürst herausfiltern, dessen Lebenswerk einmalig, hochqualitativ, unübertroffen ist und dessen Meisterwerke einzigartig sind. Vergiss bei der Gelegenheit auch nicht zu erwähnen, dass deine letzte Ausstellung komplett ausverkauft war und du neue Kunden nur auf die Warteliste setzen kannst. Kurz: Lüge, dass sich die Balken biegen und die Medien werden deine Lügen als Kunstwerk entlarven!

 

UM:Druck, Dezember 2008

Banner Philosophische Praxis