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9. Februar 2010 - Die versteckte Wahrheit – das Thema der Ausstellung von Vanja Vujicic – löst natürlich sofort eine Reihe philosophischer Fragen aus: Um welche Wahrheit geht es? Um die objektive Wahrheit oder um die subjektive Wahrheit? Um die absolute Wahrheit oder um eine relative Wahrheit? Und wenn eine Wahrheit relativ ist, darf sie dann noch den Anspruch erheben überhaupt eine Wahrheit zu sein? Die Antworten auf diese Fragen werde ich hier nicht geben. Die klassische akademische Ausrede dazu lautet: das würde zu weit führen. Ich will aber keine Ausrede bringen, sondern mich klar positionieren als Philosoph, für den Philosophie keine Lehre ist, die Antworten, vielleicht sogar wissenschaftliche Antworten gibt, sondern eine bestimmte Methodik Fragen zu stellen. Bleiben noch die Fragen zum Thema der Ausstellung: wovor versteckt sich die Wahrheit und vor wem?

Vielleicht vor der Wirklichkeit, insbesondere vor der politischen Realität. Wenn wir in der Wahrheitsfrage nur den Bereich beleuchten, der empirisch überprüfbar ist, so sprechen wir über einen Bereich, in dem Wahrheit, Wirklichkeit und Wahrnehmung logisch zusammengehören. Das Beispiel der Fata Morgana zeigt uns, dass ein Phänomen wahrgenommen werden kann und für denjenigen, der es wahrnimmt auch wirklich ist, hinter dem aber keine objektive Realität steckt. Deshalb kann die Fata Morgana keinen Anspruch auf Wahrheit erheben.

FM steht nicht nur für Fata Morgana, sondern auch für Fekter Maria. Würde die Innenministerin Ausländer als wichtige Basis für die Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft wahrnehmen, wäre das zwar objektiv wahr, aber es kann (nach meinen bisherigen Erfahrungen) nie Wirklichkeit werden, weshalb wir bei dieser Erkenntnis von einer Fekter Morgana sprechen müssen. Die Fekter Morgana ist eine Wirklichkeit, die nicht nur die Wahrnehmung objektiver Wahrheiten verweigert, sondern ihre Eigenwahrnehmung auch noch mit der Rechtsstaatlichkeit argumentiert. Das ist zwar nicht falsch, aber auch nicht wahr. Wahr ist vielmehr, dass unser Rechtsstaat längst zu einem Apartheidsregime geworden ist und auf Basis eines de facto Apartheidsrechtes Ausländerpolitik betrieben wird. Wobei die Neger unseres Apartheidsregimes nicht zwangsläufig eine dunkle Hautfarbe haben müssen. Es gibt auch genug weiße Neger, die diskriminiert werden.

Ein klassisches Beispiel unseres Apartheidsregimes liegt darin, dass ein Neger, der in der Staatsoper als Solist auftritt, am nächsten Tag die österreichische Staatsbürgerschaft erhält, während ein Neger, der auf der Kärntnerstraße singt, aufpassen muss, dass er nicht davongejagt oder deportiert wird. Abschiebung nennt man das heute. Nur Politiker eines Apartheidsregimes können Neger aus Ex-Jugoslawien, die uns nach dem Krieg als „Gastarbeiter“ willkommen waren, heute als „Gefahr für die Staatsmacht“ abstempeln und entsprechend von ihrem Staatsapparat behandeln lassen. Während die Gängelung der Neger aus Ex-Jugoslawien eine Art absurdes Theater ist, da wir alle wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Staaten Mitglied der EU und deren Bürger damit den gleichen Rechtsstatus wie alle anderen EU-Bürger erhalten, folgt die Diskriminierung der Neger aus Afrika meist der Logik, wonach jeder solange kriminell ist, solange er nicht das Gegenteil bewiesen hat.

Angesichts dieser Tatsachen ist es noch ein Glück, dass uns Vanja Vujicic in ihren Bildern nicht permanent mit jener politischen Realität konfrontiert, die allein deshalb den Anspruch auf Wahrheit erheben darf, weil sie tatsächlich existiert. Vanja zeigt uns vielmehr ihre subjektive Wahrheit, zeigt uns die versteckte Wahrheit, die es trotz aller Widrigkeiten auch gibt.

Damit haben wir die Kurve gekratzt zum zweiten Thema des Abends, zum Glück. Wir können heute ja drei Gutscheine des Gartenhotels Theresia verlosen.

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Hotel Theresia, Glemmtaler Landesstr. 208, 5753 Saalbach-Hinterglemm

Und das kann ich als gelernter Philosoph natürlich nicht machen ohne vorher zu fragen: Was ist Glück? Und wieder muss ich Ihnen sagen, dass Sie die Antwort auf diese Frage selber finden müssen. Ich kann nur einen anderen Aspekt beleuchten und eine Antwort suchen auf die Frage: wie ist das Glück? Nun, ich meine, das Glück ist meistens ungerecht. Oder haben Sie es schon einmal als gerecht erlebt, dass immer ein anderer den Lotto-Sechser gewinnt? Und vergleichen wir damit die Chancen, dass ein Österreicher bei der Olympiade die Goldmedaille im Herrenslalom gewinnt. Zwar spitzt sich hier die Wahrscheinlichkeit auf 1:50 zu, denn maximal fünfzig Teilnehmer können die Goldene gewinnen. Und am Ende entscheidet dann trotz aller Anstrengungen eine Hunderstelsekunde. Wobei hier immerhin ein gewisser Interpretationsspielraum gegeben ist: wenn die Hunderstelsekunde zu „UNSEREN“ Gunsten, also für einen Österreicher ausfällt, dann war es Können, wenn sie zu Gunsten eines Slowenen oder Schweizers oder gar eines Kanadiers, also zu Gunsten eines Ausländers ausfällt, dann war es Glück. Man kann daraus den Schluss ziehen: das Glück ist zwar ungerecht, aber es ist ausländerfreundlich!

In diesem Sinne soll die Verlosung der Gutscheine nicht nur glücklich, sondern auch gerecht ausfallen.

Bilder von Vanja Vujicic

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